Exekutive Funktionen und Sprache

Claudia Roebers und Simone Fatzer

Unter dem Konstrukt „Exekutive Funktionen“ werden emotionale, motivationale und kognitive Prozesse zusammengefasst, die der Situation angepasstes, zielgerichtetes Verhalten ermöglichen. Über die ganze Kindheit sind Fortschritte in diesen Prozessen feststellbar, wobei ausser der neuronalen Reifung (insbesondere im präfrontalen Kortex) noch wenig über die zugrunde liegenden Mechanismen bekannt ist. Gemäss den russischen Psychologen Vygotsky und Luria (1994) ist die Sprache als zugrunde liegender Mechanismus in Betracht zu ziehen, da sich mit dem Spracherwerb das Verhalten des Kindes grundlegend verändere. Die regulierende Funktion der Sprache gelte dabei sowohl für ausführende Handlungen als auch für Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- und Wahrnehmungsprozesse. Da bei Kindern insbesondere bei kognitiven Anforderungen eine sogenannte Verinnerlichung von regulierendem Sprechen beobachtbar ist (von social zu private zu inner speech), liegt die Frage nahe, welche Rolle dieses regulierende Sprechen in der Entwicklung der Exekutiven Funktionen hat. Dies wird im vorliegenden Projekt untersucht.

Bis anhin wurden folgende Studien durchgeführt:

Artikulatorische Suppression (Fatzer & Roebers, eingereicht): Mittels des Paradigmas der Artikulatorischen Suppression wurde der Beitrag von private und inner speech zur Performanz von 6- und 8/9-jährigen Kindern in drei verschiedenen Aufgaben zu den Exekutiven Funktionen untersucht. Die drei Aufgaben erfassten verschiedene Prozesse der Exekutiven Funktionen (Arbeitsgedächtnis, Interferenzkontrolle und kognitive Flexibilität). 

Hilfestrategien (in Vorbereitung): Als Kontrast zur Beeinträchtigung durch die Artikulatorische Suppression wurde in dieser Studie untersucht, ob Kinder von instruierten verbalen Strategien profitieren würden. Es wurden dieselben Aufgaben verwendet wie bei der Studie mit der Artikulatorischen Suppression. Die Aufgaben wurden zudem bei Kindern derselben Altersgruppen durchgeführt. 

Die Resultate beider Studien deuten darauf hin, dass private oder inner speech insbesondere beim Arbeitsgedächtnis wie auch der kognitiven Flexibilität die Performanz mit zunehmendem Alter beeinflussen.