Motorik und Schulleistung

Laura Dapp, Venera Gashaj, Nicole Oberer, Claudia Roebers

 

Bereits Gsell’s Reifungstheorie ging davon aus, dass motorische und kognitive Entwicklung nicht unabhängig voneinander ablaufen. Diese Theorie besagt, dass physische, motorische und kognitive Entwicklung primär durch biologische Prädispositionen bestimmt sind. Somit  beeinflussen reifungsbedingte Faktoren sowohl die motorische als auch die kognitive Entwicklung (Gesell & Thompson, 1934). Piaget's kognitive Entwicklungstheorie geht noch einen Schritt weiter. Diese Theorie geht davon aus, dass die motorischen Fähigkeiten eines Kindes Grundlage für das Erforschen und somit auch das Verstehen der Welt sind.

Kind bei feinmotorischer Tätigkeit

Motorische Entwicklung ermöglicht eine Exploration der Umwelt. Dies führt dazu, dass sich Hirnstrukturen differenzieren was wiederum abstraktere kognitive Prozesse ermöglicht (Piaget & Inhelder, 1966). Der Zusammenhang zwischen motorischer und kognitiver Entwicklung scheint somit auf dem Zusammenspiel zwischen biologischen und umweltbedingten Faktoren zu basieren. 

Heute wird angenommen, dass die Beziehung zwischen Motorik und kognitiven Prozessen, wie beispielsweise die Schulleistung, durch exekutive Funktionen angetrieben wird. Diese Annahme stützen Befunde einer kürzlich durchgeführten Längsschnittstudie unserer Forschungsgruppe mit 5- bis 8-jährigen Kindern (Roebers et al., 2009).

Diagramm

Motorische Fertigkeiten scheinen weniger direkt mit der Schulleistung im Zusammenhang zu stehen. Eher kann davon ausgegangen werden, dass das Einüben und Ausführen motorischer Fertigkeiten sich positiv auf die Entwicklung Exekutiver Funktionen auswirkt, was wiederum die Schulleistung positiv beeinflusst.

Kind bei motorischer Tätigkeit

Während die Zusammenhänge zwischen Motorik und Schulleistung bei jüngeren Kindern häufig erforscht wurden, gibt es relativ wenig Forschung mit älteren Kindern. In diesem Projekt sollen deshalb die Zusammenhänge zwischen Motorik und Kognition bei 10-jährigen Kindern weiter untersucht werden.