Die Schulbereitschaft von Kindern fördern

Claudia Roebers, Ebru Ger, Kristin Kolloff

Unser Forschungsprojekt untersucht: Wie gut können wir Kinder darin unterstützen, ihre eigene Leistung einzuschätzen? Wie können wir die Aufmerksamkeit von Kindern am besten fördern?

Schulbereitschaft

Die Schulbereitschaft von Kindern umfasst verschiedene Aspekte. Hierzu gehören sprachliche Ausdrucksformen, die phonologische Bewusstheit, Zählfertigkeiten aber auch bereichs-übergreifende Kompetenzen wie Aufmerksamkeit und Konzentration sowie die Fähigkeit zum selbstregulierten Lernen. Im Kindergarten werden wichtige Meilensteine in der Entwicklung dieser Fähigkeiten von den meisten Kindern erreicht.

Unsere Forschung hat aber auch immer wieder gezeigt, dass das Erkennen von Unsicherheit («Wie sicher bin ich, dass meine Antwort richtig ist?»; auch Überwachungsfähigkeiten genannt), das Finden vom richtigen Arbeitstempo und die Lenkung der Aufmerksamkeit und Konzentration auf das Wichtigste oft Schwierigkeiten bereiten. Unsere Studie hat zum Ziel, Kinder in genau diesen Bereichen in ihrer Entwicklung zu unterstützen.

Relevanz

Die Fähigkeit, sein eigenes Verhalten in Frage zu stellen, zu überwachen und gegebenenfalls anzupassen ist eine Schlüsselkomponente für die erfolgreiche Bewältigung von schulischen Anforderungen. Wenn man unsicher ist, sollte man zum Beispiel nochmals überlegen, eine Aufgabe zurückstellen oder auch nachfragen. Wenn man in einer festgelegten Zeit eine Aufgabe fertigstellen soll, muss man das richtige Arbeitstempo finden, welches effektiv, aber nicht zu fehleranfällig ist.

In eigenen Forschungsarbeiten konnten wir feststellen, dass wenn wir Kinder auffordern sich nach einer gelösten Aufgabe selbst einzuschätzen, und ihnen die Gelegenheit geben, Fehler selber zu bemerken, sich diese Fähigkeiten auf spielerische Art und Weise verbessern lassen.  Mit der nun geplanten Studie wollen wir Kinder noch stärker darin unterstützen, indem wir viele und systematische Lerngelegenheiten bieten.

Geplante Studie

Im Rahmen einer vom Schweizerischen Nationalfond finanzierten Studie wollen wir untersuchen, wie wir Kinder optimal in der Entwicklung ihrer Überwachungsfähigkeiten und ihrer Aufmerksamkeit optimal fördern können. Dazu erhalten die Kinder wiederholt und systematisch spielerisch gestaltete Lerngelegenheiten und verschiedene Arten von Feedback. Gleichzeitig erhalten sie die Möglichkeit selber einzuschätzen, ob ihre Antwort richtig war oder nicht.

Oder sie erhalten Entscheidungsaufgaben und sollen zügig aber auch richtig auswählen:

Der Vergleich dieser beiden Förderungen erlaubt uns abzuschätzen, welche Lernerfahrungen Kindern am meisten helfen, zu einer realistischen Selbsteinschätzung zu kommen.

Ablauf der Studie

Über einen Zeitraum von 6-8 Wochen werden die Kinder 2-3 x wöchentlich während ca. 20 min Aufgaben an Tablet-Computern lösen. Diese machen den Kindern erfahrungsgemäss grossen Spass; sie haben immer Erfolgserlebnisse und lernen jedes Mal etwas hinzu. Nach Abschluss erhalten die Kinder eine Medaille und ein Mitmach-Zertifikat.

Teilnehmende Kindergärten erhalten eine Aufwandsentschädigung von 300 CHF für ihre Klassenkasse. Teilnehmende Lehrpersonen können im Herbst 2022 an einer Weiterbildung zum Thema «Schulbereitschaft spielerisch fördern» an der Universität Bern gratis teilnehmen. Dort werden auch erste Ergebnisse dieser Studie vorgestellt.

Machen Sie mit!    

Die Fähigkeit, seine eigene Leistung richtig einzuschätzen und das richtige Arbeitstempo zu finden sind zentrale Kompetenzen, um die steigenden Anforderungen in der Schule erfüllen zu können. Bislang stellte die Förderung dieser Fähigkeiten bereits im Kindergartenalter eine grosse Herausforderung dar, weil für diese Altersgruppe Lerngelegenheiten spielerisch und kindgerecht gestaltet sein müssen. Mit unserer App-Entwicklung ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung gelungen. Erste Ergebnisse einer Vorläuferstudie sind vielversprechend.

Mit Ihrer Teilnahme ermöglichen Sie den Kindern eine wissenschaftlich-basierte neue und wichtige  Fördermöglichkeit. Für Sie als Lehrpersonen werden sich wertvolle Einblicke in die kognitive Entwicklung von Kindern und deren Fördermöglichkeiten ergeben.

Wenn Sie Interesse haben an diesem Forschungsprojekt mitzuwirken, melden Sie sich am besten per Mail bei einer der Projektverantwortlichen: Dr. Ebru Ger (Mail), Kristin Kolloff (Mail) und Prof. Dr. Claudia Roebers (Mail)